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Ja aber …. der muss doch wissen, wenn er was falsch macht

02 Dez Posted by in Allgemein | 4 comments
Ja aber …. der muss doch wissen, wenn er was falsch macht
 

bestrafter_HundEs sind immer wieder die gleichen Sätze, die dafür sorgen, dass sich mir die Nackenhaare aufstellen. Sätze wie: „Wenn der Hund so respektlos ist und mir am Schritt schnüffelt, dann bekommt er eins auf die Nase und schon weiß er, dass ich das nicht will.“ „Aber wenn er es doch macht, dann muss ich ihn aber bestrafen oder?“ „Wie soll er denn kapieren, dass er was Falsch macht, wenn er damit durchkommt.“ „Was soll ihn denn davon abhalten es zu tun, wenn ich es nicht bestrafe?“ „Aber wenn ich ihn auf frischer Tat ertappe, dann darf ich ihn doch bestrafen, oder?“
„Ja wie, was wollen Sie denn machen, damit er es nicht wieder tut? Clicken und mit Leckerchen bewerfen?“
Ja! In groben Zügen ist das schon mal ein Ansatz.
Aber mal im Ernst, hier ein kleiner Exkurs im Wattebauschwerfen für Anfänger. Als erstes denke ich darüber nach, was ich überhaupt erreichen möchte. Das aber bitte präzise und klar definiert. Kein „aber ich will doch nur, dass er dies und jenes nicht tut“, sondern auch was will ich denn, dass er tut.
Warum darauf warten, dass der Hund etwas falsch macht? Warum sollte man lauern und darauf warten, dass der Hund einen Fehler macht? „Ja, nun hat er eine Grenze überschritten, dem werde ich es jetzt aber mal zeigen!“
Viele sind der Meinung, dass sie dies nie tun würden, aber sie tun es. In Wahrheit tun sie nichts anderes als auf einen Fehler zu warten. Sie stellen ihre Regeln und Grenzen wie selbstverständlich für sich auf und erwarten, dass der Hund diese kenntWelpe_schwarz und respektiert. Wenn nicht sofort von allein, dann doch wenigstens, wenn der Hund das erste Mal die Konsequenzen seines Handelns spürt.
Also mal zu Erklärung, auch Wattebauschwerfer haben „Regeln und Grenzen“, wir setzen diese nur nicht unter Strafe. Wie das geht? Ganz einfach! Erst einmal sollte ich wissen, was meine Regeln sind. Nicht darauf warten, dass der Hund etwas tut, das mir nicht gefällt und es dann ahnden.
Ich weiß doch vorher, dass ich nicht angesprungen werden möchte, wenn ich vollbeladen Heim komme. Ich weiß doch vorher, daß ich nicht aus meiner Tür gerempelt werden möchte usw. Zumindest weiß solche Dinge der Wattebauschwerfer schon vorher. Was tut dieser also zusätzlich? Er überlegt sich, welches Verhalten seines Hundes er gut findet und belohnt dieses. Das mag für den einen oder anderen Kritiker schon so aussehen, als hätten wir immer einen Grund mit Leckerchen nach unseren Hunden zu werfen. Dies ist aber nur bei einem Hund er Fall der sich wie erwünscht verhält und dies noch lernt.
Kurzgesagt legen wir unser Augenmerk auf die Dinge die unser Hund gut macht und verstärken dieses Verhalten. Dieses Verhalten wird somit vermehrt und der Raum für unerwünschtes Verhalten wird kleiner.

Dann stellen wir die Ideen mal in einem praktischen und täglichen Beispiel gegenüber.

Hund_weissDer Wattebauschwerfer weiß, dass er es nicht toll findet an der Leine umhergezogen zu werden. Er beschließt seinen Hund dafür zu belohnen, dass er an durchhängender Leine läuft. Dies tut er unter Umständen bewaffnet mit Leckerchen und Clicker und setzt Beides dann ein, wenn der Hund neben ihm läuft. Zieht der Hund an der Leine bleibt er einfach stehen und lädt den Hund ein, wieder „lohnend“ neben ihm her zu laufen. Er weiß ebenfalls, dass sein Hund an der Leine zieht, weil er vorwärts kommen möchte und findet so eine weitere Belohnung. Zusätzlich zu Click und Leckerchen läuft er auch noch besonders zügig je schöner sein Hund neben ihm läuft. So erkennt auch sein Hund schnell, wie er sein Ziel „schnell vorwärts zu kommen“ erreicht. Der Wattebauschwerfer hat also geschafft, das Interesse seines Hundes an einem schnellen Vorwärtskommen und die eigene Vorliebe für einen intakten Arm miteinander zu vereinbaren.

Der Straforientierte versucht immer wenn der Hund an der Leine zieht, gekonnt ein „Fuuuß“ zu brüllen und an der Leine zu rucken. Dies geschieht besonders kräftig, damit der Hund auch versteht was „Fuuuß“ und „verdammt, komm jetzt Fuß“ bedeutet. Hier werden auch gerne Würgehalsbänder oder Stachler eingesetzt, denn man will ja unmissverständlich klar machen, dass ziehen unerwünscht ist. Der Drang schnell voran zu kommen und das Erreichen des Ziels als Belohnung bleiben aber. Der Hund lernt also lediglich einige Schmerzreize bis zur Erreichung seines Ziels ertragen zu müssen. Dann kommt das „schnell in die andere Richtung rennen“ hinzu. Jedes Mal wenn der Hund an der Leine zieht oder selbst eine Richtung bestimmt, rennt der Trainer in die andere Richtung. Er setzt also einen Schmerzreiz mit einer zusätzlichen Strafe (Entzug des Ziels) ein, um sich verständlich zu machen. Das Ergebnis ist ein sehr frustrierter Hund der weiß, dass auf „Fuuß“ ein Schmerzreiz folgt. In Folge eines längeren oder besonders heftigen Trainings dieser Art entsteht bei dem Hund eine erlernte Hilflosigkeit, welche anscheinend das erwünschte Ziel eines solchen Trainings ist. Der Hund erfährt nie, was der Trainer eigentlich von ihm möchte.

Warum trotzdem an straforientierten Trainingsmethoden festgehalten wird? Weil der Hund doch merken muss, dass er was falsch macht.
Hier fehlt einfach nur die Einsicht, dass es sich nicht um Erziehung, sondern um das Abreagieren des eigenen Unmutes handelt.
Das beweist auch die Hartnäckigkeit vieler Halter, die trotz ausbleibendem Erfolg ein Hundeleben lang immer wieder Leinenrücke zur Strafe für das unerwünschte Verhalten einsetzen, statt ihre Vorgehensweise zu ändern.

Zähne zeigen gegen Gewalt in der Hundeerziehung

  1. Kerstin12-02-14

    sehr schön geschrieben, echt lesenswert

    • Daniela12-03-14

      Danke Kerstin, der Blog darf gerne geteilt werden 🙂

  2. Gerda12-03-14

    Besser kann man es nicht sagen!

    • Daniela12-03-14

      Danke Gerda 🙂 Freu mich wenn es sich verbreitet 🙂