
Leider wurde wieder ein Artikel abgedruckt, bei dem man einerseits nur mit dem Kopf schütteln und die Zeitung angeekelt wegwerfen möchte und andererseits genau weiß wohin diese Ratschläge führen. Genau dieses Wissen um die Folgen, lässt mir nicht die Möglichkeit diesen Artikel aus meinem Kopf zu verbannen und nichts dazu zu sagen. Daher habe ich mich entschieden wenigstens einen Leserbrief an die Redaktion zu schreiben und freue mich darüber, dass es Kollegen genauso tun und getan haben. Entschuldigt bitte, dass ich auf fachliche Ausführungen jeder Art sowie auf reine Sachlichkeit verzichtet habe, da ich dies bei einer solchen Berichterstattung nicht für passend hielt.
Der Artikel ist Online nicht zu lesen ( http://www.bild.de/bild-plus/ratgeber/2015/hundeerziehung/hundetrainer-arce-39306476,var=a,view=conversionToLogin.bild.htm) bzw. nur gegen Bezahlung. Der Link führt zur Kurzvorschau.
Hier nun mein an die Redaktion gesandte Leserbrief :
Liebes Bild Redaktionsteam
Was ist eigentlich die Intention bei einem Ratgeberartikel wie „Herr satt Herrchen“? Was ist die Idee hinter einem solchen Artikel?
Besonders vielen Hunden und deren Haltern das Leben noch schwerer zu machen? Besteht evtl. ein Vertrag über Bonuszahlungen mit hiesigen Notaufnahmen für Hundebisse? Soll der Hund schlicht und einfach zum Feindbild gemacht werden?
Der § 11 Tierschutzgesetz (TschG) wurde in Deutschland vor erst ganz kurzer Zeit ergänzt und zwar um § 11 (1) Nr.8 f, dieser besagt:
„Wer gewerbsmäßig für Dritte Hunde ausbilden oder die Ausbildung der Hunde durch den Tierhalter anleiten will, bedarf der Erlaubnis der zuständigen Behörde.“
Um diese Erlaubnis zu erlangen, wird der Nachweis einer Sachkunde erwartet. Die Intention einer solchen Gesetzesänderung im TschG soll bewirken, dass nur Personen mit einer gewisser Sachkunde bei der Ausbildung von Hunden anleiten. Hunde wie Halter sollten gerade vor tierschutzrelevanten und sogar gefährlichen Methoden bewahrt werden.
Die Umsetzung des § 11 (1) Nr 8 f TschG läuft zwar Deutschlandweit betrachtet eher schwierig, da es keine einheitliche Umsetzung gibt, aber genau solche beschriebenen Methoden widersprechen jeglicher Sachkunde.
Die beschriebene „Unterwerfung“ des Hundes führt eher dazu, dass der Hund sich verteidigt. Der gute „Hundeflüsterer“ wird aufgrund seiner angewandten Methoden, die man nicht mal im Einzelnen kennen muss, viel Erfahrung mit Aggression bei Hunden haben. Er löst dieses Abwehrverhalten ja schliesslich erst aus.
Nun sollen auch noch die Leser eines solchen Artikels sich in die zu erwartende Misere stürzen? Klar könnte ich sagen, dass es nur für Kundschaft bei mir und Kollegen sorgt. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich arbeite gerne und mache meinen Beruf auch sehr gerne, aber auf solche Art bleiben nur verzweifelte Menschen und/oder Hunde zurück.
Tierheime bekommen garantierten Mehrzulauf.
Soll das ein Ziel eines solchen Artikels sein? Ihre Leserschaft muss Ihnen wirklich zuwider sein, wenn Sie solche Ratschlagsartikel abdrucken.
Sie hätten in Deutschland eine Menge kompetente Hundetrainer und Tierpsychologen finden können, deren Erziehungsratschläge dem aktuellen Kenntnisstand entsprechen und wirklich Helfen statt Schaden. Bei Fragen dazu stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Leider müsste ich Sie aber bei Wünschen nach Dominanzritualen und wilden Rudelführerallüren alla Alphawolf enttäuschen. Denn es ist keine gängige Praxis einen Hund körperlich zu unterwerfen, zu besteigen, rumzuschubsen, anzuknurren oder ins Ohr zu beißen.
Mit freundlichen Grüßen
Daniela Fiutak
Tierpsychologin (Mitglied im VdTT)