
Was wäre bei Butchi denn möglich gewesen…
Viele stimmen den gezeigten Methoden ja schon deshalb zu, weil dieser undankbare Köter seine liebenden Hundeeltern attackiert. Wie kann er nur? Sie haben ihn doch gerettet und er hat alles was das Hundeherz begehrt. Alles? Wirklich alles? Wie wäre es mit dem Recht auf Unversehrtheit? Herrchen erklärt ausgiebig, wie er Butchi schon ab Beginn Respekt beigebracht hat. Er hat ihn mit aller Kraft auf den Rücken gedreht, am Nacken herunter gedrückt und in die Augen gestarrt.
Dieser Hund wehrt sich nur gegen die für ihn nicht einzuschätzenden Übergriffe seines Halters. Die ganze Situation zwischen Hund und Herrchen schraubt sich in einer Spirale von Angriff, Provokation und Verteidigung nach oben. Herrchen schubst – Butchi schubst, Herrchen versucht Butchi von oben zu schnappen – Butchi schnappt.
Wie kommt der Hund denn dazu, ist er kaputt? Nein, ein Hund lebt im Familienverband und innerhalb dieser sozialen Struktur sind Bindung, Sicherheit, Arbeitsteilung und sogar das Recht auf eigene Ressourcen feste Bestandteile. Übergriffe gehören nicht in einen Familienverband.
Um in einem solchen Fall wirklich noch etwas bewegen zu können ist genau diese Aufklärung für die Halter wichtig. Keine Übergriffe mehr – kein auf den Rücken schmeissen, Nacken ziehen und zerren oder drauf setzen mehr. Kein Herausfordern mehr und vor allen: Deeskalieren statt Provozieren.
Dann kann eine nachhaltige Arbeit beginnen, die den Umgang mit Butch wieder angenehm macht. Natürlich gibt es viele Wege und viele verschiedene Übungen um mit Butch gewaltfrei zu arbeiten. Einige Beispiele:
Der Einsatz eines Clickers für erwünschtes Verhalten.
Ein Negativmarker wird erarbeitet der Butch signalisiert „oh Schade Butch, das Leckerchen ist weg“, versuchs erneut. Dies ist quasi der Anticlicker.
Butch bekäme ein ausgiebiges und besonders positives Handlingtraining. Im Fall von Butch wäre es zwar sehr anstrengend aber Butch lernt wieder, dass Berührungen nicht einen Angriff ankündigen.
Herrchen müsste mit Butch eine Aufgabe erarbeiten, die Butch liegt und ihm neues Zutrauen in Herrchen gibt. Das könnten z.B. Sucharbeit oder Suchspiele sein.
Herrchen würde mit Butch ein zuverlässiges Abgeben von Gegenständen einüben, anfangs mit völlig uninteressanten Gegenständen im Tausch gegen Leckereien. Anstatt ihm die Zähne in die Lefzen zu drücken.
Butch bekäme einen festen Platz, wie ein Körbchen in das er auch geschickt werden kann und dafür auch ausgiebig belohnt würde. Das Herumjagen im Wohnraum und der Küche ist nicht sehr hilfreich.
Butch bekommt vom Prinzip her einen Plan von Go’s und No-Go’s ohne Schubsen, unfreiwilliger Rückenlage, Nackenschüttlern und Stüber.
Bis ein gewisser Trainingserfolg erreicht ist spielt Butchi mit Herrchen natürlich erstmal nicht mit dem Schlauch oder dem Golfmobil. Der Umgang mit diesen eingeübten Hass- und Liebesobjekten müsste Mithilfe des Clickers wieder normalisiert werden.
Nein, natürlich kann Herrchen mit Butchi nicht innerhalb von 3 Stunden Kamerawirksam den Schlauch ignorieren oder den Golfwagen fahren. Aber nach Abschluss dieses Trainings müsste Herrchen Butchi auch nicht mehr am Würger so aufhängen, dass es für die Kamera so aussieht als würde Butch freiwillig im Golfwagen fahren.
Dies ist kein kompletter Trainingsplan, nur einige Beispiele von Übungen, die in solchen Fällen möglich sind. Ich könnte auch keinen kompletten Trainingsplan erstellen, da ich Butchi und Halter nicht persönlich kenne, für mich einige Fragen noch offen sind und mein Überblick über die Umgebung eingeschränkt ist.
Liebe Hundehalter und Trainerkollegen zeigt Eure Zähne gegen die Gewalt in der Hundeerziehung.
Gewalt beginnt da wo Angst und Schmerz zu Werkzeugen werden.